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Aber bei 1% der Menschen liegt der Test falsch:
Kein Test liefert immer das richtige Ergebnis.
Das Problem:
Auch der beste Test liefert hin und wieder ein falsches Ergebnis.
Und: Je mehr Menschen untersucht werden
Ein Beispiel:
Einer von ihnen hat eine schwere Krankheit.
Zum Glück gibt es einen Test, der diese Krankheit in 99% der Fälle richtig erkennt.
So weit, so gut.
Auch bei ihnen liegt der Test in 99% der Fälle richtig.
Sie werden als „krank“ diagnostiziert, obwohl sie eigentlich gesund sind.
Bei 990 Gesunden sind das um die 10 Menschen.
Doch über die meisten Flüchtlinge, die hier ankommen, weiß man – medizinisch gesehen – praktisch nichts.
Natürlich: Bei der Erstaufnahme könnte man die Menschen auf viele Krankheiten untersuchen.
Doch solche Reihenuntersuchungen schaden oft mehr als sie nützen.
und je seltener die Krankheit auftritt,
desto höher ist die Zahl der Fehldiagnosen.
Mediziner nennen das „Falsche Positive“.
Screenings sind deshalb nur sinnvoll, wenn eine Krankheit in der untersuchten Gruppe sehr häufig auftritt.
Zum Beispiel Tuberkulose:
In Deutschland ist Tuberkulose eine seltene Erkrankung.
In Ländern wie Afghanistan ist sie dagegen häufig.
Und in den Massenunterkünften, in denen Flüchtlinge oft untergebracht sind, ist die Gefahr größer, dass sich die Krankheit ausbreitet.
Darum wird in Deutschland jeder Flüchtling ab 16 Jahren auf Tuberkulose untersucht.
Anders sieht es bei HIV aus.
HIV ist seltener als Tuberkulose und breitet sich nicht so leicht aus.
Darum wiegen hier die Nachteile eines Reihentests seinen Nutzen nicht auf, auch wenn der Test zuverlässiger ist als der für Tuberkulose.
Zurzeit ist Bayern das einzige Bundesland, in dem für alle Flüchtlinge ein Screening auf HIV vorgeschrieben ist.
Viele Mediziner kritisieren das.
Sie weisen darauf hin, dass HIV in Syrien oder Afghanistan seltener ist als in Deutschland.
Und es würde ja auch niemand auf die Idee kommen, alle Deutschen auf HIV zu testen.
Falsche Positive sind nicht das einzige Problem von Reihenuntersuchungen.
Selbst wenn die Tests immer richtig lägen
 – es gibt noch andere Probleme.
Ethische zum Beispiel.
Normalerweise muss ein Mensch einem medizinischen Test zustimmen.
Tut er es nicht, handelt es sich um Körperverletzung.
Doch viele Asylbewerber wissen das gar nicht.
Und stellt ein Arzt bei einem Screening eine Krankheit fest, dann muss er diese eigentlich auch behandeln.
Doch in der Praxis geschieht das häufig nicht.
Zu den wissenschaftlichen und ethischen Problemen kommen außerdem die Kosten:
Ein HIV-Test kostet Geld.
Bei Hunderttausenden Untersuchten geht es um Millionen Euro.
Dieses Geld könnte man statt für Tests mit fragwürdigem Nutzen auch für Maßnahmen zur langfristigen Integration von Flüchtlingen ins Gesundheitssystem einsetzen.
Aber nur ist wirklich krank.
Aber nur 1 Mensch ist wirklich krank.
11 Menschen haben Angst.
11 Menschen bekommen Medikamente.
11 Menschen leiden unter Nebenwirkungen.
1.000 Flüchtlinge kommen nach Deutschland.
Das Problem sind die Gesunden:
Von den 1.000 Flüchtlingen werden also 11 als krank erkannt.
Damit man die Neuankömmlinge gut in das deutsche Gesundheitssystem aufnehmen kann, müsste man eigentlich viel mehr über sie wissen.
Es gibt keine Krankenakte,
Es gibt keine Krankenakte, keinen Impfpass,
Es gibt keine Krankenakte, keinen Impfpass, keine Vorgeschichte.
Die Wirkung für die Gesundheit der Flüchtlinge wäre wahrscheinlich deutlich größer.
Es gibt nur das Hier und Jetzt.
Immer wieder erhalten Asylbewerber nicht einmal das Ergebnis ihres Tests, weil sie inzwischen an einem neuen Ort untergebracht sind und ihre Post nicht nachgeschickt wird.
Warum Zwangstests an Flüchtlingen umstritten sind
Wenn Flüchtlinge nach Deutschland kommen, werden sie standardmäßig auf viele Krankheiten hin untersucht. Doch solche Tests können mehr schaden als nützen.
Wenn Flüchtlinge nach Deutschland kommen, werden sie standardmäßig auf viele Krankheiten hin untersucht. Doch solche Tests können mehr schaden als nützen.
Warum Zwangstests an Flüchtlingen umstritten sind
Kapitel 4: Das überforderte Gesundheitssystem Der ideale Kassenpatient ist Muttersprachler und in zehn Minuten versorgt – was bedeutet das für Menschen mit nichtdeutscher Herkunft, wenn sie krank sind?
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Tut er es nicht, handelt es sich um Körperverletzung.
Der Erkrankte wird also höchstwahrscheinlich gefunden.