Betonpalast

Zwölf Stunden in Berlins bekanntestem Sozialbau

Ein Projekt der Klasse 55A der Deutschen Journalistenschule

Mitten in Berlin-Schöneberg, zwischen einem Straßenstrich und sanierten Altbauten, erhebt sich ein grauer Riese. Er steht hier seit 40 Jahren und hört auf den Namen Pallasseum. Es gab Zeiten, da stand der Bau für sozialen Abstieg, Gewalt und Drogen. Es gab Zeiten, da standen hunderte Wohnungen leer, da wollten Politiker ihn sprengen. Doch der "Pallas" hat überlebt. Auch, weil seine Bewohner sich für ihn einsetzten. Hier wohnen knapp 2000 Menschen aus rund 20 Nationen, Tür an Tür, verteilt auf 514 Wohnungen. Menschen, die gegen den schlechten Ruf des Ortes kämpfen. Menschen, die versuchen miteinander auszukommen. Und oft merken, wie schwer das ist. Ein Tag in einem Gebäude voller Widersprüche.

Das Café soll das Wohnzimmer des Pallasseums sein. Meliha Ordüz leitet es seit zehn Jahren. Sie würde die Aufgabe gerne abgeben, findet aber keinen Nachfolger. Die Zukunft des KaffeeKlatsch ist deshalb ungewiss.

"Pallas – wie kannst du nur?", fragten Melanie Brandstädters Freunde, als sie vor 20 Jahren in eine der Mietwohnungen zog. Heute ist Brandstädter überzeugt: "Mich tragen sie hier nur in der Kiste raus."

André Bojahr weiß, wie das Innenleben des Pallasseums aussieht. Seit 15 Jahren ist er hier technischer Leiter. Er kennt fast jeden der knapp 2000 Mieter – manchmal klingeln sie ihn nachts aus dem Bett oder grüßen ihn im Urlaub am Hotelpool.

Vom Drogenviertel zur Familienzone: 30 Jahre lang konnte Friseurin Rajja El-Saadi den Wandel des Pallasseums durch das Fenster ihres Salons beobachten. Oft musste sie ihren Laden mit dem Besen verteidigen.  

Ohne Dieter Frowein würde es die charakteristischen Innenhöfe des Pallasseums nicht geben. Sein damaliges Ziel: Gemeinschaft und Lebensqualität für die Bewohner. Lange schien das Konzept nicht aufzugehen.

Noch vor zehn Jahren nutzten Rapper wie Bushido und Fler das Pallasseum als Symbol für das Berliner Ghettoleben. Heute möchten Qbano und Mustafa Sali die Jugend mit positiven Texten berühren. Doch die hängt den alten Bildern nach.

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